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Hans Platzgumer: Bogners Abgang
Donnerstag, 18. März 2021 - in Rezensionen-Belletristik
Nicola Pammer, die in Innsbruck studiert, ist auf dem Weg nach Hause. Eigentlich sollte sie heute Abend nicht mehr nach Bregenz fahren. Sie ist nach einer Geburtstagsparty nicht mehr nüchtern. Und so passiert der Unfall. Sie verliert die Nerven und fährt einfach weiter. Da ein Schaden am Auto entstanden ist, sie hat es von ihrer Mutter geliehen, kann sie den Vorfall nicht verschweigen. Sie findet aber einen Weg, die Sache nicht ganz so dramatisch aussehen zu lassen. Ihre Mutter leitet Schritte ein und lässt das Auto von der Bildfläche verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Doch Nicola kann die Schuld nicht abstreifen.
Damit ist sie nicht allein. Denn der Künstler Andreas Bogner fühlt sich ebenfalls schuldig am Unfall des Kunstkritikers Kurt Niederer. Aus Hass, weil dieser seine Kunst verkannt und ihn zum wiederholten Male öffentlich vorgeführt hat, war er mit einer Schusswaffe hinter ihm her gewesen, die nur geborgt und eigentlich sein neustes Studienobjekt ist. Bogner glaubt, den Unfall verursacht zu haben, denn schließlich hat er Niederer gehörig erschreckt, sodass dieser auf die Straße sprang. Oder ist dieser selbst schuld? Er hat Bogner doch erst so weit gebracht.
Die Ursache für den Autounfall scheint klar zu sein. Doch die Umstände werden im Buch erst nach und nach offengelegt. So verschiebt sich das Bild und die Schuldfrage lässt sich nicht eindeutig klären. Sicher ist, es gibt drei Beteiligte. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte. Bogner und Niederer begegneten sich nicht zum ersten Mal. Nicola kommt ihnen dazwischen. Sie weiß jedoch nicht, was sich auf der Straße abgespielt hat. So sucht sie die Schuld ganz allein bei sich. Das weckt Mitgefühl. Bogner mit seinen fragwürdigen Kunstexperimenten erscheint dagegen als recht fragwürdige Gestalt, wobei er hier wahrscheinlich durch Niederer inspiriert ist. Und Niederer macht sich durch seine völlig unsensible Art unbeliebt. Was hat dieser Mann eigentlich für ein Problem?
Ob einer sympathisch ist oder nicht, sagt jedoch nichts über seine Schuld oder Unschuld aus, auch wenn man vielleicht dazu neigen mag, eher der unsympathischen Person die Schuld in die Schuhe zu schieben. Man könnte, was geschehen ist, auf die Umstände schieben. Doch die lassen sich nicht vor Gericht zerren oder im Gefängnis einsperren. Sie können im Höchstfall die Schuld mindern oder erhöhen. Es ist schon interessant zu sehen, zu welchen Gedankengängen das Buch führt. Es ist eine sehr anregende Lektüre. Da es hier nicht um das wahre Leben geht, darf man der Fantasie freien Lauf lassen. Und während man das tut, kommt noch ein anderer Aspekt ins Spiel. Gewissensbisse machen Nicola Pammer und Andreas Bogner zu schaffen. Jeder der beiden geht auf seine Weise damit um.
Rezension von Heike Rau
Hans Platzgumer
Bogners Abgang
144 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag, März 2021
ISBN-13 : 978-3552072046