Rezension zum Buch "Silverview" von John le Carré

Veröffentlicht am 27. August 2025 um 10:11
Cover zum Buch Rezension: "Silverview" von John le Carré

Julian Lawndsley hat es an einen kleinen Ort an der englischen Küste verschlagen. Er hat London den Rücken gekehrt und seinen lukrativen Job aufgegeben. Nun ist er Buchhändler mit einem kleinen Laden, der allerdings nur mäßig läuft. Die Kundschaft bleibt aus und so sind große Umsätze nicht zu machen. Vielleicht kann der rätselhafte Edward Avon, der eines Tages in den Laden kommt, seine Langeweile vertreiben. Er stammt aus Polen und lebt, wie Julian erst später herausfindet, auf Silverview.

(enthält Werbung) Edward Avon gibt vor, Julians Vater gekannt zu haben, und kann so sein Interesse am Buchladen begründen. Wenigstens hat er im Gegensatz zu Julian Ahnung von Literatur. Edwards Vorschläge könnten tatsächlich hilfreich sein. Doch ist Julian misstrauisch und recherchiert, denn sein Vater hat nie etwas von diesem angeblichen Freund erzählt.

 

Dem britischen Geheimdienst macht unterdessen eine undichte Stelle zu schaffen. Steward Proctor wird mit der Sache betraut. Und der kleine Küstenort, in dem sich Julian niedergelassen hat, gerät in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Dass  sich Julian in Edwards Tochter Lily verliebt, ist interessant. Sie ist ganz am Anfang des Buches schon einmal aufgetaucht und war im geheimen Auftrag für ihre Mutter Deborah unterwegs. Das kann kein Zufall sein! Und Julian wundert sich, dass Edward nicht gleich erzählt hat, dass er eine geheimnisvolle Frau und eine liebenswerte Tochter hat. Warum hat er sich so verschwiegen gezeigt, was sein Privatleben betrifft?

 

Die Hintergründe dieser Geschichte erscheinen einigermaßen kompliziert, und nur nach und nach entsteht ein Bild, das die Wahrheit ans Licht bringen könnte. Man kann niemandem trauen und nicht so genau wissen, welche Rolle John le Carré einer Person zugedacht hat. Der Autor weiß, wovon er in diesem Buch schreibt, war er doch selbst beim britischen Geheimdienst. So lohnt es sich, auf feine Nuancen zu achten und auch zwischen den Zeilen zu lesen. Die Handlung spielt nun mal in Agentenkreisen. Entsprechend zweideutig ist so mancher Dialog und auch eine gewisse Ironie schwingt immer mit, was sehr zum Lesevergnügen beiträgt.

 

Das Buch habe ich übrigens im öffentlichen Bücherregal entdeckt. Es lohnt sich immer, dort mal zu schauen, was es Neues gibt.

 

John le Carré: Silverview, ‎ Ullstein Taschenbuch, 978-3548068596, Belletristik

 

© Text Lesefreizeit

 

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